Bremsscheibenwechsel

Aus Prius Wiki

Wechseln zu: Navigation, Suche

Inhaltsverzeichnis

Allgemein

Achtung: Diese Aufgabe ist nicht ganz trivial und setzt sowohl bestimmte Kenntnisse als auch gewisse Erfahrung voraus. Im Zweifelsfall sollte eine Werkstatt mit dieser Aufgabe beauftragt werden! Alle Nachahmungsversuche geschehen auf eigene Gefahr!

Ganz wichtig: Beim Arbeiten an der Bremsanlage ist höchste Sorgfalt unabdingbar! Eine realistische Einschätzung des eigenen Könnens ist von enormer Bedeutung: Selbst bei leisesten Zweifeln würde ich diese Arbeit einem Profi überlassen!


Nach dem Wechsel der Bremsscheiben sollten während der ersten 200 Kilometer scharfe Vollbremsungen vermieden werden! Während dieser "Einfahrphase" können beim Bremsen ungewöhnliche Quitschgeräusche zu vernehmen sein: Es könnte ein wenig dauern, bis sich die neuen Bremsteile sauber einanander eingeschliffen haben. Während die Bremssättel demontiert sind, sollten keine Türen des Fahrzeugs geöffnet werden, da es sonst zu einer Fehlermeldung und/ oder zum Herausdrücken des Bremskolbens kommen könnte (beim Öffnen der (Vorder-)Türen könnte das Bremssystem versuchen, den Bremsdruck aufzubauen).


Diese Anleitung ist auch gut geeignet für alle Nutzer, welche die Bremsanlage ihres Fahrzeugs einfach nur "reinigen" möchten, also z.B. die Führungsbolzen oder -bleche von Rückständen befreien und neu schmieren wollen. Selbstverständlich bleibt die Entscheidung, welchem Hersteller von Bremsteilen oder Schmiermitteln man den Vorzug gibt, jedem Nutzer selbst überlassen.

Prius II

Exkurs

Im neuen Zustand beträgt die Dicke der Bremsscheibe der Vorderachse 22 mm. Die Mindestdicke beträgt 20 mm, man hat also 2 mm Dicke zur Abnutzung zur Verfügung. Bei den Bremsscheiben der Hinterachse beträgt die Dicke im Auslieferungszustand 9 mm, die Mindestdicke liegt bei 7,5 mm. Wenn man die Räder selbst wechselt oder die Bremsanlage in Eigenregie wartet, also freigängig macht, kann man die Dicke der Bremsscheiben mit einer Bügelmessschraube messen. So weiß man, wann die neuen Bremsscheiben fällig werden.

Um festzustellen, ob die Bremsscheiben ihre Mindestdicke erreicht haben, werden die Räder demontiert und die Dicke der Scheibe mit einer Bügelmessschraube gemessen. Auf dem Bild erkennt man, dass die Dicke der Scheibe nur noch knapp über 20 Millimeter (20,08 mm, um genau zu sein) beträgt und die Bremsscheiben ersetzt werden sollen.


Bremsscheibe Vorderachse


Im Zuge dieser Bewertung können auch gleich die Bremsbeläge inspiziert werden. Diese sind verschlissen, wenn ihre Dicke noch etwa zwei Millimeter beträgt. Auf dem nachfolgenden Bild haben die Beläge eine Dicke von wenigen Millimetern, weswegen diese ebenfalls ersetzt werden sollen (wenn man die Bremsscheiben ersetzt dann sollen auch die Beläge erneuert werden).


Bremsscheibe Vorderachse

Vorderachse

Das Angebot an Bremsscheiben und Bremsbelägen ist sehr breit, ich habe mich für die Ersatzteile von "Herth und Buss" entschlossen. Mit diesen Bremsscheiben habe ich bereits beim Prius III gute Erfahrungen gesammelt, somit wurden sie ebenfalls für den Prius II bestellt.

Die Bestellnummern lauten:

  • Bremsscheiben Vorderachse: J3302137
  • Bremsbeläge Vorderachse: J3602088
Bremsscheibe Vorderachse
Bremsscheibe Vorderachse
Bremsbeläge Vorderachse
Bremsbeläge Vorderachse
Bremsbeläge Vorderachse
Bremsbeläge Vorderachse


Ein kleines Vorwort: Bei dieser Arbeit habe ich mich ganz bewusst gegen eine Mietwerkstatt entschieden, da ich mir etwas mehr Zeit bei der Reinigung der Bremse nehmen wollte (das wird man später auf den Bildern gut sehen können). Ich habe die Arbeit in der eigenen Garage erledigt, das Auto wurde auf der jeweiligen Seite mit dem mitgelieferten Wagenheber angehoben (Achtung: Das Auto gut gegen das Wegrollen sichern!)

Eine kleine Übersicht der empfohlenen Werkzeuge und Materialen:

Empfehlenswerte Werkzeuge und Materialien

Beschreibung:

  • Neue Bremsscheiben und Bremsbeläge
  • 1/2 und 3/8-Zoll Antrieb Steckschlüsselkästen
  • Eine längere Umschaltknarre (erleichtert das Lösen von festen Schrauben)
  • Ein Satz Ring-Maulschlüssel
  • Ein Drehmomentschlüssel (hier liegen zwei, einer mit bis zu 100 Nm, ein anderer mit bis zu 200 Nm Drehmoment)
  • Ein S-förmiger Bügel oder Kabelbinder, um den gelösten Bremssattel zu befestigen
  • Einige Schraubenzieher
  • Eine Drahtbürste
  • Schleiffließ
  • Bremsenreiniger
  • Bremsenspray (ersetzt z.B. die Kupferpaste)
  • Anti-Quitsch-Paste
  • Lagerfett und ein Pinsel (um die Führungsbolzen zu schmieren)
  • Ein Stück Holz und eine Schraubzwinge (um die Bremskolben zurückdrücken zu können)
  • Handschuhe (ich verwende gern Latexhandschuhe)
  • Eine leere Eierschachtel für gelöste Schrauben (sehr bequem).


Bevor mit der Arbeit begonnen werden kann, wird zur Sicherheit die 12V-Batterie abgeklemmt. Dazu wird der Kofferraum leergeräumt sowie die Abdeckung der 12-Volt Batterie entfernt. Anschließend habe ich die Klemme vom Minuspol entfernt und mit einem Latexhandschuh isoliert.

Klemme des Minuspols
Gelöste und isolierte Klemme des Minuspols

Nachdem man die 12-Volt Batterie abgeklemmt hat, sollte der Kofferraum nicht mehr geschlossen werden (erspart einem das sehr mühsame Entrigeln von innen). Ich habe ein altes Handtuch vewendet um das Kofferraumschloss abzudecken und den Deckel vorsichtig darauf abgesetzt.

"Sperre" des Kofferraumschlosses

Da wir im Laufe der Arbeit die Bremskolben der Vorderachse zurückdrücken werden, wird der Pegel der Bremsflüssigkeit im Vorratsbehälter ansteigen - deswegen wird der Deckel des Vorratsbehälters gelöst. Ich ließ die Motorhaube offen und behielt den Vorratsbehälter der Bremsflüssigkeit im Auge: In meinem Fall war der Anstieg minimal, die Bremsflüssikeit steht jetzt bei Max-Markierung (sollte der Überlauf des Vorratsbehälters drohen oder der Pegel zu hoch werden, kann die überflüssige Bremsflüssigkeit mit einer Spritze abgesaugt werden).

Vorratsbehälter der Bremsflüssigkeit

Als nächstes wird das Fahrzeug auf einer Seite mit dem Wagenheber angehoben und das Rad demontiert. Der Bremssattel (die Bremszange) wird von zwei 14er Schrauben gehalten. Diese werden gelöst und entnommen: Beim Lösen dieser Schrauben kann das Kontern des Führungsbolzens mit einem 17er Schlüssel notwendig sein. Der gelöste Bremssattel wird z.B. mit einem Kabelbinder an der Feder des Stoßdämpfers befestigt. Achtung: Die Bremsleitungen dürfen weder geknickt noch anderweitig belastet werden!

Der obere Pfeil zeigt auf die 17er Schraube des Bremssattelträgers, dieser wird später demontiert. Der untere zeigt auf eine der zwei Schrauben des Bremssattels. Bereits auf diesem Bild erkennt man die verdrehte Gummimanschette des oberen Führungsbolzens, diese wird später noch einmal gezeigt.
Hier wird die untere Schraube des Bremssattels gelöst.
Der gelöste und an der Feder befestigter Bremssattel.

Anschließend wird der von zwei 17er Schrauben gehaltene Bremssattelträger samt der Bremsbelägen ebenfalls gelöst und entnommen. Achtung: Das Lösen dieser Schrauben kann sehr schwergängig sein! Oft kann nur eine Schraube gelöst werden. Falls dies der Fall ist hilft es mit einem Brecheisen den Bremssattelträger nach oben oder unten zu hebeln. Dazu kann man das Brecheisen an der Bremsscheibe anlegen. Dann den Bremssattelträger wieder zurück drücken. Ein paar Mal wiederholen und die festgebackene Schraube sollte sich leichter lösen lassen.

Hier wird die obere Schraube des Bremssattelträgers gelöst.
Die Pfeile zeigen auf die 17er Schrauben des Bremssattelträgers (das rechte Vorderrad).
Der gelöste Bremssattelträger mit den Bremsbelägen. Rot umkreist ist die verformte Gummimanschette des oberen Führungsbolzens.
Alte Bremsbeläge und Anti-Quitsch-Bleche.
Die Restdicke der alten Bremsbeläge.
Der Bremssattelträger. Rot umkreist ist die verformte Gummimanschette. Sowohl die Bremsscheibe als auch die Bremsbeläge waren auf dieser Seite viel stärker verschließen als jene der gegenüberliegenden Seite, da die Bewegungsfreiheit des Führungsbolzens eingeschränkt war.
Der Bremssattelträger vor der Reinigung.

Anschließend habe ich die Führungsbolzen entnommen: Sie waren sehr sauber und noch gut eingefettet. Ich habe sie dennoch gereinigt und mit dem Lagerfett leicht eingeschmiert, bevor ich sie wieder einsetzte. Die Gummimanschetten sahen ebenfalls gut aus und waren unbeschädigt (ich hatte im Vorfeld vier neue Gummimanschetten besorgt, für den Fall, dass sie ersetzt werden müssten).

Der entnommene Führungsbolzen.
Die entnommene Führungsbolzen.
Der Zustand der Führungsbleche.
Der Zustand der Führungsbleche und ihres Sitzes.

Nachdem ich den Bremssattelträger demontiert und die alten Bremsbeläge entfernt habe, wurden von mir folgende Tätigkeiten durchgeführt:

  • Führungsbolzen wurden entnommen (die Gummimanschette vorsichtig abziehen, anschließend können die Bolzen aus der Bohrung herausgezogen werden), gereinigt und neu mit dem Lagerfett geschmiert
  • Die Führungsbleche wurden ebenfalls nacheinander entnommen, gereinigt und anschließend mit dem Bremsenspray eingesprüht (Achtung: Die Führungsbleche dürfen nicht vertauscht werden, sie haben unterschiedliche Formen!)
  • Die Sitze der Führungsbleche wurden mit der Drahtbürste und dem Schleiffließ gereinigt (hierbei darauf achten, dass man die Gummimanschetten nicht beschädigt, ich habe die jeweilige Manschette mit dem Daumen zusammengedrückt und ein wenig zur Seite geschoben).
Gereinigte und neu geschmierte Führungsbolzen.
Eingebaute Führungsbolzen.
Die gereinigte Sitze der Führungsbleche.
Die gereinigte Sitze der Führungsbleche.
Die gereinigte Führungsbleche.
Die gereinigte Führungsbleche.
Übersicht der Schmiermitteln.
Mit Bremsspray eingesprühte Führungsbleche.
Mit Bremsspray eingesprühte Führungsbleche.

Wenn alle diese Tätigkeiten erledigt wurden können die neue Bremsbeläge eingebaut werden. Der Bremsbelag mit der akustischen Verschleißwarnung wird an der Seite des Bremskolbens eingebaut, da er in der Regel etwas stärker verschleißt.

Der Bremsbelag mit dem Anti-Quitsch-Blech.
Einbau der Bremsbeläge.
Einbau der Bremsbeläge.
Einbau der Bremsbeläge.

Zur Demontage der alten Bremsscheibe: Zwei M8 Schrauben in die dafür vorgesehene Bohrungen gleichmäßig solange eindrehen, bis sich die Scheibe von der Nabe gelöst hat.

Demontage der alten Bremsscheibe (das rechte Vorderrad).
Die Radnabe.

Im nächsten Schritt wird die neue Bremsscheibe auf die Radnabe aufgeschoben (die Radnabe sollte mit der Drahtbürste ebenfalls vom groben Dreck und Rost gereinigt werden). Es empfiehlt sich den Bremssattelträger vor der Montage an den Kontaktstellen zum Achsschenkel mit Bremsenspray zu behandeln.

Neue Bremsscheibe.
Neue Bremsscheibe mit dem montierten Bremssattelträger.

Anschließend wird der Bremskolben zurückgedrückt (das dazugehörige Werkzeug sieht man auf den Bildern davor) und wieder an dem Bremssattelträger befestigt. Man kann auch ein Stück Holz in den Bremssattel einlegen und die Bremse betätigen, sodass der Bremskolben etwas heraus fährt und gegen das Holz drückt. So kann man prüfen ob der Bremskolben leichtgängig ist. Dazu darauf achten, dass der Bremskolben ein Stück von selbst wieder zurück geht (wenn die Bremse wieder losgelassen wird). Man kann auch unter der Gummimanschette schauen ob alles blank oder verdreckt ist. Wenn der Bremskolben schwergängig ist kann es sein dass die Bremse dann schleift, da der Kolben nicht wieder vollständig zurück fährt und die Bremsbeläge frei gibt. Achtung: Jetzt müssen die Führungsbolzen mit einem 17er Gabelschlüssel gekontert werden, da sich sonst der Bolzen sowie die Gummimanschette verdrehen würden! Ich vermute, dass die von mir gezeigte verdrehte Gummimanschette genau auf diesen Montagefehler zurückzuführen ist.

Anziehen der Schrauben des Bremssattels.
Das montierte Rad.
Ausgebaute Teile.
Bei den Bremsbelägen handelte es sich um die Produkte des Herstellers "Textar".
Die Bremsfläche wurde von den Belägen freigerubbelt.
So sehen die beschichtete Scheiben nach etwa 16 Monaten aus (Achtung: Im Bild ist ein Prius III).
Zum Vergleich: Das ist die unbeschichtete Bremsscheibe eines dreijährigen Mini Countryman.

Anschließend wird das Rad wieder befestigt-Fertig! Die Vorgehensweise am anderen Rad ist natürlich absolut gleich. Anschließend die 12-Volt Batterie wieder anschließen sowie die gelöschten Einstellungen erneut programmieren (el. Fensterheber, Spracheinstellung am MFD, Radiosender et cetera.)

Hinterachse

Sofern die Bremsscheiben der Hinterachse demontiert werden sollen, muss das Fahrzeug gut gegen das Wegrollen gesichert werden (am besten mit mehreren Unterlegkeilen), da diese Tätigkeit gelöste Feststellbremse erfordert!


Exkurs II

Die Bremsbacken der Trommelbremse (Feststellbremse) können auch justiert werden, wenn beispielsweise der Pedalweg der Feststellbremse zu lang geworden ist (es ist zwar sehr unwahrscheinlich, soll an dieser Stelle nur dem Verständnis dienen). Um die Bremsbacken zu justieren, muss das jeweilige Rad der Hinterachse demontiert werden. Die Bremsscheiben der Hinterachse haben eine spezielle Wartungsöffnung, um den Zugang zu dem Justierrädchen zu ermöglichen. Diese Wartungsöffnung ist mit einem Gummipropfen verschlossen, welcher für diese Tätigkeit herausgenommen werden muss.

Bremsscheibe Hinterachse. Die gelben Pfeile zeigen auf Bohrungen, mittels derer die Bremsscheibe demontiert wird. Achtung: Die Demontage der Scheibe ist nicht nötig, hier geht es lediglich um die Erklärung! Der rote Pfeil zeigt auf die verschlossene Justieröffnung der Bremsscheibe.

Die Justiereinrichtung befindet sich am unteren Ende der Bremsscheibe, demnach muss die Wartungsöffnung in der tiefsten der möglichen Positionen sein (so wie auf dem vorherigen Bild gezeigt.)

Das ist die Justiereinrichtung (Achtung: Bei demontierter Scheibe).

Bei montierter Scheibe sieht man natürlich nur die Zähne des Rädchens, welche mit einem Schraubenzieher in die gewünschte Richtung geschoben werden können:

  • Nach oben: Die Bremsbacken werden auseinander gedrückt
  • Nach unten: Die Bremsbacken werden zusammengezogen.

Um den Pedalweg der Feststellbremse einzustellen geht man wie folgt vor:

  • Die Bremsbacken solange herausdrücken, bis die Bremsbacken an der Scheibe anliegen (die Bremsscheibe lässt sich nicht drehen)
  • Das Justierrädchen (an beiden Rädern gleich, also mitzählen) so weit zurückdrehen, bis der Pedalweg der Feststellbremse wieder passt.


Ein kleines Vorwort vorweg - diese Anleitung befasst sich vordergründig mit der „Reinigung“ der Bremse, allerdings sind die Tätigkeiten beim Wechsel der Bremsteilen absolut identisch: Der einzige Unterschied besteht darin, dass ich hier keine Neuteile verbaut habe. Je nach eigenem Geschick und Gründlichkeit kann diese Tätigkeit zwei, drei Stunden pro Rad beanspruchen.

Zur Vorbereitung und dem Werkzeug wurde bereits alles gesagt, hier gilt das Gleiche wie bei der Arbeit an der Vorderachse. Achtung - Die Bremse der Hinterachse ist beim Prius II um einiges komplexer als die Vorderradbremse aufgebaut:

  • Sie besteht aus einem Verbund zwischen der Scheiben- (Betriebsbremse) sowie einer Trommelbremse (Feststellbremse)
  • Der Bremssattel ist im Vergleich zur Vorderachse um einiges komplizierter aufgebaut (ein fester und ein herausnehmbarer Führungsbolzen)
  • Jeder Bremssattelträger hat vier Führungsbleche, welche nicht vertauscht werden dürfen
  • Die Konstruktion der Gummimanschetten unterscheidet sich von denen der Vorderachsbremse
  • Der herausnehmbarer Führungsbolzen hat keinen fest vorgeschriebenen Drehmoment des Anziehens, ich bin nach Gefühl bzw. rein optisch vorgegangen.

Nachdem man das hintere linke Rad demontiert hat, sieht man Folgendes.

Die Bremse vor der Zerlegung: Rot umkreist ist die Gummimanschette des festen Führungsbolzens.
Die Bremse vor der Zerlegung (Bild 2): Rot umkreist ist die Gummimanschette des herausnehmbaren Führungsbolzens. Diese Manschette wird später aus dem Sattelträger entnommen und gereinigt.

Im nächsten Schritt wird der bewegliche Führungsbolzen mit einem 17er Steckschlüssel gelöst und entnommen: Die Gummimanschette kann vorsichtig Richtung Bremssattelträger gedrückt werden. Bereits jetzt erkennt man, dass dieser Bolzen stark korrodiert ist.

Korrodierter Führungsbolzen.

Wenn der herausnehmbare Führungsbolzen entnommen ist, wird der Bremssattel des linken Hinterrads im Uhrzeigersinn um den festen Führungsbolzen gedreht bis dieser in etwa waagerecht ist (beim rechten Hinterrad wird der Bremssattel gegen den Uhrzeigersinn um den festen Führungsbolzen gedreht), die Gummimanschette des festen Führungsbolzens aus der Verankerung gelöst, anschließend kann der Bremssattel nach hinten abgezogen werden (hierbei gleitet er über den festen Führungsbolzen). Falls der feste Führungsbolzen im Bremssattel festgerostet ist kann es helfen den Bremssattel mit einem Brecheisen nach oben zu hebeln. Mit etwas Glück löst sich der feste Führungsbolzen dann. Dieser ist im Bremssattelträger verschraubt. Wenn der im Bremssattelträger etwas lose ist kann man den Bolzen abflexen und mit einem neuen Bremssattel und einem neuen (einschraubbaren) "festen" Führungsbolzen weitermachen.

Demontage des Bremssattels.
Demontage des Bremssattels.
Demontage des Bremssattels: Bevor der Bremssattel abgezogen wird, die Gummimanschette aus ihrer Halterung lösen.
Gelöster und an der Stoßfängerfeder befestigter Bremssattel. Der Pfeil zeigt auf die Gummimanschette, welche herausgenommen und gereinigt wird.
Die Gummimanschette wurde entnommen.
Der Bremssattelträger und die Bremsbeläge.
Der Zustand des herausnehmbaren Führungsbolzens.
Der Zustand des herausnehmbaren Führungsbolzens.
Die entnommene Gummimanschette.
Die entnommene Gummimanschette.
Die entnommene Gummimanschette, innen war relativ viel Dreck, welcher hauptsächlich aus verklebten Rostteilchen bestand.
Die entnommene Gummimanschette, innen war relativ viel Dreck, welcher hauptsächlich aus verklebten Rostteilchen bestand.
Die gereinigte Teile.
Die gereinigte Teile.
Die gereinigte Gummimanschette.
Die gereinigte Gummimanschette.
Die gereinigte Gummimanschette.
So wird es aussehen, wenn die Teile wieder eingebaut sind.
So wird es aussehen, wenn die Teile wieder eingebaut sind.

Nun gehen wir zur Demontage des Bremssattelträgers über.

Bremssattel.

Zur Demontage des Bremssattels werden zwei 14er Schrauben gelöst und entnommen, jede Schraube hat eine Unterlegscheibe. Oft kann nur eine Schraube gelöst werden. Falls dies der Fall ist hilft es mit einem Brecheisen den Bremssattelträger nach oben oder unten zu hebeln. Dazu kann man das Brecheisen an der Bremsscheibe anlegen. Dann den Bremssattelträger wieder zurück drücken. Ein paar Mal wiederholen und die festgebackene Schraube sollte sich leichter lösen lassen.

Demontage des Bremssattelträgers, der Pfeil zeigt auf die zweite zu lösende Schraube.
Demontierter Bremssattelträger vor der Reinigung, der Pfeil zeigt auf die Gummimanschette, welche demontiert wird (damit sie beim Reinigen nicht beschädigt werden kann).
Die Dicke der alten Bremsbeläge.
Die Dicke der alten Bremsbeläge. Der rote Pfeil zeigt auf den „akustischen Bremsbelagverschleißwarner“ der Hinterachsbremse.

Zur Reinigung des Bremssattelträgers - alles absolut gleich wie bei der Vorderachse:

  • Die Bremsbeläge werden entnommen
  • Die Führungsbleche werden entnommen, gereinigt und mit Bremsenspray eingesprüht (Achtung: Es sind insgesamt vier Führungsbleche, welche untereinander nicht vertauscht werden dürfen!)
  • Die Sitze der Führungsbleche werden ebenfalls gereinigt.
Zustand vor der Reinigung.
Zustand vor der Reinigung.
Zustand vor der Reinigung.
Zustand vor der Reinigung, der Pfeil zeigt auf den Sitz der (entfernten) Gummimanschette.
Gereinigte Sitze der Führungsbleche.
Gereinigte Sitze der Führungsbleche.
Gereinigte Führungsbleche.
Gereinigte Sitze der Führungsbleche.

Zusammensetzen des Bremssattelträgers.

Zusammensetzen des Bremssattelträgers.
Zusammensetzen des Bremssattelträgers.
Zusammensetzen des Bremssattelträgers.
Mit Bremsenspray eingesprühte Führungsbleche.
Zusammensetzen des Bremssattelträgers.
Zusammensetzen des Bremssattelträgers.
Gereinigte Anti-Quitsch-Bleche und der Bremsbelag.
Gereinigte Anti-Quitsch-Bleche und der Bremsbelag.
Zusammengesetzter Bremssattelträger mit eingebauten Bremsbelägen, die Anti-Quitsch-Bleche wurden mit der Anti-Quitsch-Schmierung behandelt.
Zusammengesetzter Bremssattelträger mit eingebauten Bremsbelägen.

Als nächstes wird die Bremsscheibe demontiert: Achtung: Die Feststellbremse muss gelöst sein! Das Prinzip der Demontage der Bremsscheibe unterscheidet sich nicht von jenem der Scheiben der Vorderachse. Ich habe angezeichnet, wie die Scheibe montiert war, damit ich sie exakt wie davor wieder einbaue.

Die Trommelbremse (die Feststellbremse) der Hinterachse.
Die Trommelbremse (die Feststellbremse) der Hinterachse.

Auf dem nächsten Bild sieht man die demontierte Bremsscheibe: Ich habe den unschönen Rostrand entfernt und die Bremsscheibe mit dem Bremsreiniger gereinigt, bevor ich sie wieder eingebaut habe.

Die Bremsscheibe der Hinterachse: Der rote Pfeil markiert den angerosteten Rand.
Der Rostrand wurde bestmöglichst entfernt.
Der Rostrand wurde bestmöglichst entfernt.
Der Rostrand wurde bestmöglichst entfernt.
Die Bremsfläche der Bremsbeläge der Bremsbacken der Trommelbremse.

Die Gummimanschette wird wieder eingesetzt. Es ist tendenziell leichter die Gummimanschette am "festen" Führungsbolzen einzuhängen und dann in den Bremssattel zu montieren, siehe Bilder. Die Montage "andersherum" ist auch möglich, kostet aber sehr viel Fingerspitzengefühl. Da hier ausschließlich alte Teile verwendet wurde, ist das Zurückdrücken des Bremskolbens nicht notwendig!

Eingebaute Gummimanschette.
Der Bremssattelträger wird wieder montiert: Die Pfeile zeigen auf die Schrauben. Es empfiehlt sich den Bremssattelträger an den Auflageflächen zum Achsschenkel mit Bremsenspray zu behandeln.
Der feste Führungsbolzen wird vor dem Zusammenbau leicht eingefettet.
Das Zusammensetzen der Bremse.
Das Zusammensetzen der Bremse.
Das Zusammensetzen der Bremse.
Das Zusammensetzen der Bremse.

Der leicht eingefettete herausnehmbare Führungsbolzen wird wieder eingedreht: Hierbei darauf achten, dass die Gummimanschette an dem Bremssattelträger „fest“ anliegt und das Gewinde des Bolzens nicht mehr zu sehen ist.

Das Zusammensetzen der Bremse.
Das Zusammensetzen der Bremse.
Das Zusammensetzen der Bremse.
Das Zusammensetzen der Bremse.
Das Endergebnis.
Das Endergebnis.
Das Endergebnis mit dem montierten Rad.

Prius III

Vorbereitung

Im Vorfeld sollten sowohl neue Bremsscheiben als auch neue Bremsbeläge erworben werden. Es ist viel sinnvoller, damit die beiden Reibflächen sich sauber aneinander einschleifen können. Das Angebot an neuen Scheiben und Belägen ist sehr breit, nachfolgend wird nur auf eine mögliche Alternative eingegangen.


Bremsscheiben, Bremsbelaege


Bremsscheiben


Bestellnummern Bremsscheiben:

  • Vorderachse: Herth + Buss, J 3302182, etwa 40 € pro Scheibe (zum Vergleich: Toyota Originalteil: 43512-47050, etwa 92 € pro Scheibe)
  • Hinterachse: Herth + Buss, J 3312065, etwa 35 € pro Scheibe (zum Vergleich: Toyota Originalteil: 42431-12310, etwa 82 € pro Scheibe)


Exkurs

Im neuen Zustand beträgt die Dicke der Bremsscheibe der Vorderachse 25 mm. Die Mindestdicke beträgt 22 mm, man hat also 3 mm Dicke zur Abnutzung zur Verfügung. Bei den Bremsscheiben der Hinterachse beträgt die Dicke im Auslieferungszustand 9 mm, die Mindestdicke liegt bei 7,5 mm. Wenn man die Räder selbst wechselt oder die Bremsanlage in Eigenregie wartet, also freigängig macht, kann man die Dicke der Bremsscheiben mit einer Bügelmessschraube messen. So weiß man, wann die neuen Bremsscheiben fällig werden.

Die Mindestdicke ist auf jeder Bremsscheibe eingestanzt.

Bremsscheibe Hinterachse


Um festzustellen, ob die Bremsscheiben ihre Mindestdicke erreicht haben, werden die Räder demontiert und die Dicke der Scheibe mit einer Bügelmessschraube gemessen. Auf dem Bild erkennt man, dass die Dicke der Scheibe 23,3 Millimeter beträgt, also noch 1,3 Millimeter Restdicke zur Verfügung stehen.


Bremsscheibe Vorderachse


Im Zuge dieser Bewertung können auch gleich die Bremsbeläge inspiziert werden. Diese sind verschlissen, wenn ihre Dicke noch etwa zwei Millimeter beträgt. Auf dem nachfolgenden Bild haben die Beläge eine Dicke von etwa 7-8 Millimeter, was je nach eigenem Bremsverhalten für die nächsten 50-60 Tausend Kilometer reichen soll. Übrigens, diese Bremsscheibe und die Beläge sind bereits seit 112 Tausend Kilometer im Einsatz und wurden noch nie ersetzt.


Bremsscheibe Vorderachse


Bremsscheibe Vorderachse

Das Besondere an diesen Scheiben ist die Tatsache, dass diese Scheiben beschichtet sind: Sie sind viel besser gegen Rostbildung geschützt.


Bremsscheibe Vorderachse


Bremsscheibe Vorderachse

Bremsscheibe Hinterachse
Bremsscheibe Hinterachse
Bremsscheibe Hinterachse


Bestellnummern Bremsbeläge "Ate":

  • Vorderachse: 13.0460 - 5617.2, etwa 35 € pro Satz (zum Vergleich: Toyota Originalteil: 04465-47060, etwa 94 € pro Satz)
  • Hinterachse: 13.0460 - 5769.2, etwa 25 € pro Satz (zum Vergleich: Toyota Originalteil: 04466-47020, etwa 70 € pro Satz)


Bremsbeläge


Falls jemand die Bremsbeläge von Herth+Buss bestellen möchte:

  • Vorderachse: Bestellnummer J 3602007, etwa 45-50 € pro Satz
  • Hinterachse: Bestellnummer J 3612033, etwa 35-40 € pro Satz.


Welches Werkzeug wird benötigt? Anbei eine Empfehlung, nicht alle gezeigten Teile sind zwingend notwendig!


Empfohlenes Werkzeug


Beschreibung:

  • Bremsscheiben und Bremsbeläge
  • Steckschlüsselsätze mit 1/2 oder 3/8 Zoll Antrieb (je nachdem, was man zur Verfügung hat bzw. womit man lieber arbeitet), lange Umschaltknarre
  • Satz Ring-/Maulschlüssel
  • eine relativ kurze Verlängerung für die Umschaltknarre (etwa 30 -70 mm, eine 125 mm Verlängerung ist zu lang)
  • S-förmiger Bügel (zum Einhängen der gelösten Bremszangen)
  • Kabelbinder, hier sind industrielle Kabelbinder gezeigt, welche sich wieder lösen lassen
  • Keramikpaste
  • Bremsenreiniger
  • Schleifpapier, grobe Feile
  • Grobe und feine Drahtbürsten
  • Wattestäbchen und Wattepads
  • Zwei 8er Schrauben (Zum Lösen der Bremsscheiben von der Radnabe)
  • Drehmomentschlüssel (hier liegen zwei, einer bis zu 100 Nm, ein weiterer bis zu 200 Nm Drehmoment)
  • Handschuhe (Latex und Stoff)
  • Folienstift
  • leere Eierschachtel (sehr bequem, um dort gelöste Schrauben usw. abzulegen)
  • Kombizange, wird benötigt, um den Bremskolben der Hinterradbremse zurückdrehen zu können
  • Schraubzwinge und ein Stück Holz, um den Bremskolben der Vorderradbremse zurückdrücken zu können
  • Ein oder zwei stabile Schraubenzeiher
  • Eine Plastikspritze (falls man die überflüssige Bremsflüssigkeit absaugen muss)

Zerlegung

  • Sofern alle Bremsscheiben ersetzt werden sollen, empfiehlt es sich eine Hebebühne anzumieten. Man googelt nach einer Mietwerkstatt in seiner Nähe und lässt sich eine Bühne reservieren. Selbstverständlich kann diese Arbeit auch in der heimischen Garage erledigt werden, insbesondere dann, wenn man nur zwei Bremsscheiben erneuern muss. Als zeitliche Orientierung: Ich habe diese Arbeit alleine gemacht und habe etwa sechs (6) Stunden gebraucht (mit Pausen sowie der Zeit, die ich zum Erstellen der Bilder benötigt habe).
  • Ganz wichtig: Bevor man mit der Arbeit beginnt, sollte die 12-Volt Batterie abgeklemmt werden. Das ist eine ganz wichtige vorbeugende Massnahme: Wir wollen verhindern, dass während der Arbeit der Bremsdruck aufgebaut wird, wenn eine der Bremszangen gelöst wurde (der Bremskolben würde rausgedrückt werden oder die Steuerung würde ein Bremskreis als "undicht" blockieren, was mit einer Fehlermeldung quittiert wird). Hat man die Batterie abgeklemmt, darf man die Klappe des Kofferraums nicht zufallen lassen, da man sie ohne Strom nicht aufkriegen wird. Also die Batterie abklemmen, ein Kleidungsstück oder etwas Ähnliches zwischen der Kofferraumklappe und der hinteren Stoßstange einklemmen, damit die Kofferraumklappe nicht verriegeln kann.


Im Forum ist eine Diskussion entbrannt, ob man denn die 12-Volt Batterie unbedingt abzuklemmen braucht. Ganz generell sollte festgehalten werden, dass diese Entscheidung jedem User selbst überlassen ist. Nachfolgend möchte ich meine persönliche Meinung äußern. Der Toyota Prius hat eine recht komplexe Bremsanlage. Mit einer abgeklemmten 12-Volt Batterie läuft man keine Gefahr, dass während der Arbeit etwas schiefgeht. Und lieber investiere ich etwas Zeit um die Batterie abzuklemmen und wieder anzuschließen (incl. das Neuprogrammieren der verlorener Einstellungen), als sich unter Umständen mit einer Fehlermeldung und/ oder einem herausgefallenen Bremskolben zu befassen.


Tipp: Falls eine Hebebühne benutzt wird, dann erst sicherstellen, dass das Fahrzeug ordentlich steht und angehoben werden kann (die Arme der Hebebühne lassen sich in vorgesehene Positionen bringen). Denn ohne Strom der 12-Volt Batterie ist ein nachträgliches Rangieren ausgeschlossen. Ich mache das wie folgt:

  • Fahrzeug an der Hebebühne ausrichten, Einfahren, Aussteigen, Arme der Hebebühne unter dem Fahrzeug ausrichten (Auflageflächen der Arme müssen unter der Aufnahmestellen des Wagenhebers sein)
  • Fahrzeug minimal anheben, noch einmal prüfen, ob das Fahrzeug sicher auf den Hebearmen ruht
  • Feststellbremse lösen
  • Radmuttern anlösen (die Räder sollen ja abgeschraubt werden)
  • Kofferraum leerräumen
  • Motorhaube öffnen und sichern
  • 12-Volt Batterie abklemmen (10er Ring-/Gabelschlüssel), Kofferraumklappe gegen Zufallen sichern (z.B. Kleidungsstück einklemmen)

Abgeklemmte Batterie


Auf dem Bild oben sieht man, dass der Minuspool mit einer roten Plastikkappe abgedeckt und das Kabel mit einem Latexhandschuh zusätzlich isoliert wurde.

  • Weiterhin ist wichtig, dass man den Stand der Bremsflüssigkeit im Auge behält: Werden die Bremskolben zurückgedrückt (Vorderachse)/ zurückgedreht (Hinterachse), wird der Pegel der Bremsflüssigkeit im Vorratsbehälter ansteigen. Also man öffnet und sichert die Motorhaube und macht den Gummideckel des Vorratbehälters auf (der Gummideckel wird einfach abgezogen, er ist nicht verschraubt). Wenn der Pegel der Bremsflüssigkeit zu hoch wird (Gefahr des Überlaufens), wird die überflüssige Bremsflüssigkeit mit einer Spritze abgesaugt. Achtung: Bremsflüssigkeit ist lacklösend, kein Tropfen der Bremsflüssigkeit darf auf lackierten Oberflächen des Fahrzeuges landen! Falls es doch passieren sollte: Bremsflüssigkeit sofort wegwischen (Tücher/ Lappen griffbereit halten).


Vorratsbehälter Bremsflüssigkeit


  • Fahrzeug mit der Hebebühne auf die gewünschte Höhe anheben
  • Räder abschrauben

Dann sieht man Folgendes: Das ist die hintere linke Bremsscheibe meines Wagens. Diese Scheibe sollte ersetzt werden, weil sich ein rostiger Außenrand gebildet hat. Die Ursache dieser unregelmäßigen Abnutzung war ein schief abgenutzter Bremsbelag, welcher diesen Rand nicht mehr blank schleifen konnte.


Bremsscheibe hinten links


Anhand nächsten Bildes kann man erkennen, wie die Bremszange vom Bremszangenträger gelöst wird (exemplarisch gezeigt das linke Vorderrad).


Bremsscheibe vorne links


Die gelben Pfeile zeigen auf Schrauben, welche mit einem 17er Gabelschlüssel gekontert (also festgehalten) werden. Die roten Pfeile zeigen auf die Schrauben, welche mit einer 14er Nuss herausgedreht werden. Sind diese zwei Schrauben gelöst und entnommen, kann die Bremszange vorsichtig abgezogen werden. Achtung: Die Bremsschläuche dürfen weder geknickt noch sonst irgendwie belastet werden! Die gelöste Bremszange wird entweder mit dem S-förmigen Bügel oder mit einem Kabelbinder an der Stoßfängerfeder befestigt!


Bremsscheibe vorne links


Anschließend wird der Bremszangenträger samt der Bremsbeläge abgeschraubt: Dazu löst man 2 Schrauben mit einer 17er Nuss. Achtung: Diese Schrauben sind mit 137 Nm angezogen und lassen sich relativ schwer lösen. Eine längere Umschaltknarre ist an dieser Stelle sehr hilfreich. Auf dem nächsten Bild sieht man eine von diesen zwei Schrauben (lila Pfeil), die zweite ist auf diesem Bild leider verdeckt.


Bremsscheibe vorne links


Diese Tätigkeit ist bei allen vier Bremsscheiben identisch.


Hat man den Bremszangenträger ebenfalls abgeschraubt, hat man Folgendes vor Augen. Achtung: Die Bremsscheibe ist auf diesem Bild bereits demontiert. Wie man die Bremsscheibe von der Radnabe löst, wird als Nächstes erklärt.


Bremsscheibe vorne links


Jede Bremsscheibe hat zwei Bohrungen, welche mit einem Gewinde versehen sind, siehe Bilder. Frühzeitig zwei passende Schrauben besorgen (M8 Gewinde) und an der neuen Bremsscheibe testen, ob sich die Schrauben in die Bohrungen eindrehen lassen.


Bremsscheibe mit Bohrungen


Demontage der Bremsscheiben: In diese Bohrungen werden zwei M8-Schrauben gleichmäßig so lange eingedreht, bis sich die Bremsscheibe von der Radnabe gelöst hat.


Bremsscheibe mit Bohrungen


Jetzt kommt eine richtig anspruchsvolle Aufgabe, welche mit höchster Sorgfalt und Aufmerksamkeit erledigt werden soll:

  • Alte Bremsbeläge aus den Bremsbelagführungen entnehmen
  • Bremszangenträger reinigen (Abbürsten, hierbei auf Gummimanschetten achten, diese dürfen nicht beschädigt werden)
  • Die Führungsbleche der Bremsbeläge vorsichtig reinigen (Achtung: Jedes Führungsblech hat seine eigene Position, sie sind nicht beliebig untereinander austauschbar! Die sicherste Variante besteht darin, dass man die Führungsbleche nicht entnimmt, sondern im eingebauten Zustand reinigt und anschließend mit Keramikpaste leicht einschmiert)
  • Jeder Bremsbelag hat zwei Antiquitschbleche (also 16 insgesamt (8 Bremsbeläge x 2 Antiqiutschbleche)). Ich habe die alten Antiquitschbleche verwendet: Also sie wurden mit Waschbenzin gereinigt und mit Antiquitschpaste beidseitig eingeschmiert. Auch hier sollte beachtet werden, dass die beiden Antiquitschbleche unterschiedlich geformt sind, auf die richtige Reihenfolge beim Einbau achten.


Führungs- Antiquitschbleche


Antiquitschbleche


Bremsträger montiert


Bremsträger demontiert


Bremsträger demontiert


Bremsträger demontiert


Bremsträger demontiert


Bremsträger demontiert


Auf dem Bild oberhalb dieses Textes sieht man weiterhin die (akustische) Bremsbelagverschleissanzeige der Vorderachse (im gelben Kreis). Diese Anzeige (gebogenes Blechteil) wird vom alten Bremsbelag entfernt und auf den Neuen aufgesteckt.

Tipp: Bei dieser Arbeit kann ich folgende Vorgehensweise empfehlen:

  • Behutsam arbeiten, also eine Bremsscheibe nach der anderen erst zerlegen, dann zusammensetzen (nicht etwa alles sofort zerlegen, man kann sonst den Überblick verlieren)
  • Vor dem Zerlegen: Bilder erstellen (für sich selbst), damit man weiss, wie es am Ende aussehen soll.

Zusammensetzen

Ganz generell: Das Zusammensetzen geschieht in umgekehrten Reihenfolge des Zerlegens.

  • Als Erstes werden die neuen Bremsscheiben auf die Radnaben aufgesetzt. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Bremsscheibe möglichst eben aufliegt. Sollte die Radnabe verschmutzt sein: Mit der Drahtbürste reinigen.

Vorderachse:

Neue Bremsscheibe Vorderachse


Hinterachse:

Neue Bremsscheibe Hinterachse


Anschließend werden die Bremszangenträger mit eingebauten (neuen) Bremsbelägen vorsichtig aufgesetzt und mit zwei Schrauben angezogen (Vorderachse: 17er Schrauben, Hinterachse 14er Schrauben). Wichtig: Jetzt noch einmal überprüfen, ob die Bremsbeläge sich relativ einfach in den Führungsblechen vor- und zurück schieben lassen (hier ist ein Fingerspitzengefühl vonnöten, lässt sich kaum mit Worten beschreiben).

Dann sieht es etwa wie folgt aus:

Neue Bremsscheibe Vorderachse


Anzugsdrehmomente:

Vorderachse Hinterachse
BZTräger 137 Nm 57 Nm
Bremszange 34 Nm 34 Nm


Bevor die Bremszangen auf die Bremsbeläge aufgeschoben werden können, müssen die Bremskolben zurückgedrückt (Vorderachse) bzw. zurückgedreht (Hinterachse) werden.


Vorderachse:

Bremskolben Vorderachse

Wichtig hierbei ist, dass der Bremskolben gleichmäßig und ohne zu verkanten vorsichtig zurückgedrückt wird (Achtung: Gummimanschette nicht beschädigen!). Ich verwende dafür ein Stück Holz und eine Schraubzwinge. Beim Zurückdrücken immer wieder prüfen, ob man die Bremszange auf das neue "Paket" (Bremsscheibe und Beläge) mit einem kleinen Spiel aufgesetzt bekommt.


Hinterachse:

Bremskolben Hinterachse

Achtung: Wie bereits mehrfach erwähnt, wird der Bremskolben der Hinterachse zurückgedreht! Dafür ist ein eigenes Toyota-Werkzeug vorgesehen. Allerdings kann diese Aufgabe auch mit einer Kombizange erledigt werden. Auch hier gilt: Auf die Gummimanschette achten und immer wieder prüfen, wie weit man den Kolben zurückdrehen muss.


Beim Zusammenbauen der Bremsen der Hinterachse gibt es (beim Prius III, nicht beim Prius II) eine wichtige Besonderheit, auf die man unbedingt achten sollte. Die Druckfläche der Bremskolben der Hinterachse hat eine spezielle Form, sie hat insgesamt vier Aussparungen. Weiterhin hat die Rückseite der Bremsbeläge einen Stift (Vgl. Bilder), der zur Befestigung der Antiquitschbleche dient. Wichtig: Beim Befestigen der Bremszange muss darauf geachtet werden, dass dieser Stift auf der Rückseite des Bremsbelages in eine der vier Aussparungen greift!
(Zum Vergrößern das Bild (mehrmals) ankliken) Bremskolben der Hinterachse, blaue Pfeile zeigen auf die Aussparungen
Bremsbelag der Hinterachse, der rote Pfeil zeigt auf den Stift, welcher in eine der vier Aussparungen des Bremskolbens greifen muss
Bremsbelag der Hinterachse, der rote Pfeil zeigt auf den Stift, welcher in eine der vier Aussparungen des Bremskolbens greifen muss
Bremsbelag der Hinterachse, der rote Pfeil zeigt auf den Stift, welcher in eine der vier Aussparungen des Bremskolbens greifen muss. Der gelbe Pfeil zeigt auf den akustischen "Verschleißanzeiger" des hinteren Bremsbelags

Sofern man keine originale Bremsbeläge von Toyota/ Lexus verwendet, gibt es eine weitere Besonderheit, welche beachtet bzw. bedacht werden soll. Die originale Beläge der Hinterachse werden mittels zweier Spannfedern auseinandergedrückt, diese Federn werden in den entsprechenden Bohrungen der Bremsbeläge befestigt (Vgl. Bilder). Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind keine Zubehörbremsbeläge bekannt, welche diese Bohrungen aufweisen! Ich löste das Problem wie folgt: Ich habe diese Spannfedern nicht verbaut, die Funktion der Hinterradbremse wurde dadurch nicht beeinträchtigt!

Bremsbelag der Hinterachse, rot umkreist sind die Bohrungen für die Spannfedern.
Bremsbelag der Hinterachse, rot umkreist ist die Bohrung für die Spannfeder.

Unerlässlich: Ist man mit allen vier Bremsscheiben komplett fertig, wird an jeder Scheibe geprüft, ob sie sich leicht drehen lassen. Sollte das nicht der Fall sein, dann hat sich etwas verkantet (i.d.R. sitzt die Bremsscheibe schief). Dann die Bremszange wieder abnehmen und nach der Ursache suchen und beseitigen. Mit einer verkanteten Bremsscheibe darf nicht gefahren werden! Auch wichtig: Prüfen, ob die Bremssättel sich auf den Führungsbolzen leicht hin- und herschieben lassen. Die Sättel sind "schwimmend" gelagert, d.h. müssen sich bewegen können, um die Selbstzentrierung des Sattels über der Bremsscheibe zu erlauben. Falls nicht leichtgängig, Sattel nochmal demontieren und Führungsbolzen und Gummimanschetten überprüfen. Sollten diese fest sitzen oder rostig sein, besser austauschen. Vor Einbau leicht fetten.

Sollte eine neue Manschette benötigt werden, kann sie unter der zu sehenden Bestellnummer beim Händler geordert werden. Eine Manschette kostet je nach Händler um die 7-8 Euro.


Erst wenn festgestellt wurde, dass alle Bremsscheiben sich frei drehen lassen, werden die Räder montiert (Anzugsdrehmoment 103 Nm). Nun darf die 12-Volt Batterie wieder angeschlossen werden.

Nicht vergessen: Nachdem man mit der Arbeit fertig ist, sollten einige Systeme wieder programmiert werden (Radiosender usw.).


Ganz wichtig ist auch eine kurze Probefahrt, also 5-10 Kilometer. Anschließend anhalten und mit der Hand den Grad der Erwärmung der Bremszangen prüfen: Alle Bremszangen einer Achse müssen in etwa gleich warm sein. Falls eine Bremszange auffällig wärmer als die andere sein sollte: Die Beläge werden nicht weit genug von der Scheibe zurückgedrückt. Das bedeutet: Bei diesem Rad darf man wieder alles zerlegen und nach der Ursache suchen (sehr unangenehm und aufwendig).


Deswegen sei mir noch einmal der Hinweis gestattet: Hier muss man wissen, was man tut!

Prius IV

Beim Prius IV wurde die Bremsanlage des Prius III (vermutlich) unverändert übernommen, da sowohl die Bremsscheiben als auch die Bremsbeläge beider Fahrzeuge unter der gleichen Bestellnummern gelistet werden.
Anm.: Dies stimmt u.U. nicht bzw. nicht immer (s.u.).

Die Bestellnummern der Bremsscheiben für den P3 lauteten:

  • Vorderachse: Herth + Buss, J3302182, etwa 40 € pro Scheibe (zum Vergleich: Toyota Originalteil: 43512-47050, etwa 92 € pro Scheibe)
dazu gehören die Bremsbeläge J3602007
  • Hinterachse: Herth + Buss, J3312065, etwa 35 € pro Scheibe (zum Vergleich: Toyota Originalteil: 42431-12310, etwa 82 € pro Scheibe)
dazu gehören die Bremsbeläge J3612033

A B E R :

  • Im Mai 2023 stellte ein PF fest, dass diese Bremsscheiben für die Vorderachse von Herth + Buss und die dazu gehörenden Bremsbeläge J3602007 nicht bei seinem P4 FL HEV passen!!!
Herth + Buss selbst listet sie für den P4 VFL HEV (HSN TSN = 5013 AKE) nicht, es wird nur die Bremsscheibe für die Hinterachse J3312065 genannt, für die die Bremsbeläge J3612033 passen müssten.
Herth + Buss listet auch für den P4 PHEV für die Vorderachse andere Scheiben: Bremsscheibe/Bremsbeläge vorne: J3302198/J3602007 (hinten immer noch: J3312065/J3612033) . . . ob diese generell passen würden, ist nicht bekannt
  • Alternative Bremsscheiben und Bremsbeläge von BREMBO für die Vorderachse sind:
Bremsscheiben: Brembo Artikelnummer: 09.D510.11 (bandel-online.de: 21042576)
Bremsbeläge: Brembo Artikelnummer: P 83 106 (bandel-online.de: 11185215)
  • Es ist zu empfehlen, zunächst an Hand der FIN (VIN) die original TOYOTA Teilenummern heraussuchen: Ersatzteile_finden


Zur Vorgehensweise beim Reinigen bzw. Ersetzen der Bremsteile siehe die Anleitung zum Prius III (vorheriger Abschnitt).

Drehmomente

Prius III

Vorderachse Hinterachse
Bremszangen-Träger 137 Nm 57 Nm
Bremszange 34 Nm 34 Nm

Prius II

Vorderachse Hinterachse

Sumimoto Bremse (*)

Bremszangen-Träger 109 Nm 47 Nm
Bremszange 34 Nm entfällt, 1 Teil

(*) siehe Bremse#Hinterachse