Warmlaufphase

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Die Warmlaufphase ist die Zeit nach dem Start des ICE (Verbrennungsmotor), bis dieser eine bestimmte untere Betriebstemperatur hat. Der ICE läuft in dieser Zeit durchgehend. Ist die Minimumtemperatur (70 Grad C) am Zylinderkopf erreicht, wird die Bordelektronik den Motor wieder abstellen, insofern es dann nicht noch andere Gründe gibt, den Motor laufen zu lassen: Zum Beispiel Energiebedarf zum Fahren, für die Klimaanlage, für die Heizung oder weil der SOC der Hybrid-Batterie zu niedrig ist.

Über die Funktion während der Warmlaufphase und der optimalen Bedienung des Wagens dabei gibt es sehr unterschiedliche Ansichten.

Manche Leute beschreiben das Zusammenspiel von Antrieb und Hybrid-Akku aus den logischen Zusammenhängen heraus, die wir auch von herkömmlichen Autos kennen. Zusammengefasst als Modell 1:

  • Wenn der ICE sich dreht, wird auch Strom generiert, womit dann auch die Batterie geladen wird. Logischerweise muss der SOC der Batterie beim Warmlaufen ansteigen.
  • Wird der ICE sportlich eingesetzt, so erwärmt er sich schneller und die Warmlaufphase wird nicht unnötig in die Länge gezogen.
  • Wenn diese ersten zwei Punkte miteinander kombiniert werden, müsste es vorteilhaft sein, zuerst im EV-Modus weg zu fahren, um die Warmlaufphase erst dann einzuleiten, wenn der ICE wirklich etwas leisten muss. Insbesondere im Winter würde diese Methode einiges an Spritt sparen.

Dieses Modell wird aber auch von nicht wenigen Priuskennern widersprochen. Sie weisen darauf hin (Modell 2),

  • dass der ICE während der Warmlaufphase nicht auf Leistungsabgabe, sondern auf Temperaturerhöhung optimiert gesteuert wird. Nicht nur wird die Luft-Kraftstoff-Mischung reicher, sondern es wird sogar der Zündzeitpunkt zurückverlegt, damit die Wärme möglichst dem Motor selbst zugute kommt, bei möglichst geringer Kraftentfaltung.
  • dass, wenn man den Wagen während der Warmlaufphase bewegt, er so programmiert ist, für den Antrieb so weit wie möglich mit E-Antrieb auszukommen, überwiegend aus der Hybrid-Batterie gespeist, damit der ICE bei seinem Warmlaufverhalten nicht unnötig gestört wird. Dieses Verhalten ist gut zu sehen, wenn der Wagen dann nur sehr behutsam gefahren wird: Der SOC der Hybrid-Batterie sinkt dann oft stark und der ICE reagiert mit seiner Drehzahl kaum aufs Gaspedal. Nur wenn wir dem Wagen in dieser Phase mehr Leistung abverlangen, zwingen wir die Steuerung dazu, das optimale Warmlaufprogramm zu verlassen.
  • dass sich in der Praxis gezeigt hat (auch bei Tests in Japan), dass menschliches Eingreifen, z.B. mit der EV-Taste, um das einprogrammierte Verhalten des Wagens zu überlisten, den Verbrauch oft deutlich in die Höhe treibt statt senkt.
  • dass, wenn solche Eingriffe eh nichts bringen, es auch für die Lebensdauer des ICE besser ist, ihn nicht unnötig zu strapazieren, bis er warm ist.


Ich (ErWeeBee) habe in der Praxis manchmal Bestätigungen gesehen vom ersten Modell, manchmal vom zweiten. Aber je länger ich den Wagen beobachte, desto stärker tendiere ich dazu, dem zweiten Modell ein größeres Gewicht beizumessen.

So meinte ich eine Zeitlang, dass die Trickserei mit der EV-Taste um die Warmlaufphase hinaus zu schieben bis der Motor mehr zu tun hat, tatsächlich immer Sprit spart. Aber allmählich wurde deutlich, dass dies nicht konsistent der Fall ist und allzu oft genau umgekehrt ausgeht. Auch die Idee, die Batterie beim Parken möglichst leergefahren zu haben, weil das Warmlaufen sowieso wieder zum Aufladen führt, bestätigt sich beim Blick auf den Bildschirm nicht: meistens sehe ich den Ladungszustand der Batterie sinken während des Warmlaufens.

Mein Fazit: Nicht tricksen, einfach nur fahren! Und staunen, wie die Ingenieure das alles eingefädelt haben.

Der Wagen "weiß" selber, wie er am besten warm wird.